Allergien
Volkskrankheit Allergien
Medizingeschichte
Heutige Situation
Ursachen
Als gesicherte Erkenntnis gilt, dass neben den Umweltfaktoren vor allem die Erbanlagen darüber entscheiden, ob ein Mensch eines Tages eine Allergie entwickelt oder nicht. So steigt das Risiko für Kinder z. B. an einem Heuschnupfen oder einer Neurodermitis zu erkranken von normalerweise 10-15% auf 30-40%, wenn ein Elternteil Allergiker ist und sogar auf 50-70%, wenn beide Eltern eine Allergie haben. Die Immunologie-Forschung hat hier zwei Genlokalisationen gefunden, die mit der Vererbung von Allergie gekoppelt sind.
Bei den Umweltfaktoren unterscheidet man zwischen der eigentlichen Allergie-Disposition (spezifische Umweltfaktoren) und unspezifischen Umweltfaktoren. Letztere können einerseits die Allergene aggressiver und andererseits den menschlichen Organismus anfälliger machen. Das zeigt sich an folgenden Beispielen:
- Allergene werden chemischen modifiziert
- Pollen mit Schadstoffpartikeln bedeckt
- Die Allergiekonzentration durch gut isolierte innere Räume erhöht
- Schleimhäute durch chronische Reizung schneller sensibilisiert
Menschen, denen die Bereitschaft zur Allergie vererbt wurde, nennt man Atopiker (griechisch: Atopie = Ungewöhnlichkeit, Seltsamkeit). Ihr Immunsystem reagiert auf bestimmte Umweltreize (ungewöhnlich), während das Abwehrsystem normalerweise genau erkennt, ob ein eindringender Stoff gefährlich ist oder nicht, kann das Immunsystem eines Atopikers nicht zwischen schädlich und nicht schädlich unterschieden. Es reagiert auf einen eigentlich harmlosen Stoff, z. B. Blütenpollen mit einer Antigen-Antikörper-Reaktion, die zur Vernichtung von gefährlichen Substanzen gedacht ist. Allerdings unterscheidet sich die Art der gebildeten Antikörper: während normalerweise IgG zur Abwehr von Erregern gebildet wird, produziert der Atopiker IgE als Antwort auf den Allergie-Kontakt. Und noch etwas ist ungewöhnlich: trotz der heftigen Abwehrreaktionen wird der Allergiker nicht immun gegen die bekämpften Substanzen. Im Gegenteil, er reagiert immer empfindlicher, die Immunantwort wird immer stärker. Es kommt zu einer überschießenden IgG-Produktion, die in der sogenannte Mastzelle zur Freisetzung von großen Mengen an Entzündungssubstanzen (z. B. Histamin und Prostaglandin) anregt. Gefürchtete Symptome wie Entzündung, Schwellung oder Juckreiz treten auf, und der Patient fühlt sich richtig krank.
Präventionsmöglichkeiten
Obwohl die Epidemiologie und die Grundlagenforschung auf Hochtouren laufen, sind noch keine konkreten Therapie-Wege erkennbar, die die steigende Allergien stoppen könnten. Forscher und Therapeuten fordern daher eine deutlich verbesserte Prävention (Krankheitsverhinderung) am besten in Form eines Drei-Stufen-Modells: mit der Prävention sollen Allergieerscheinung, mit der Sekundärprävention Mehrfachsensibilisierung und mit der Tertiärprävention reversible Organschäden verhindert werden.
Doch dazu müssten alle Beteiligten an einem Strang ziehen: die Patienten müssten ihr individuelles Verhalten ändern, die Therapeuten eine sorgfältige Patientenaufklärung und -schulung anbieten und der Staat die Umweltbedingungen verbessern.
Allergieauslöser
Eigentlich kann jeder Stoff eine Allergie auslösen, vorausgesetzt, es besteht eine entsprechende Überempfindlichkeit. Es verwundert daher nicht, dass mittlerweile mehr als 20 000 verschiedene Substanzen als Allergen entlarvt worden sind. Einige von ihnen sind allerdings besonders aggressiv, denn für neunzig Prozent aller Allergieerkrankungen sind lediglich 8 - 10 Allergene ursächlich.
Spitzenreiter unter den Allergieauslösern sind die Pollen, die etwa 50% aller Erkrankungen hervorrufen, gefolgt von Hausstaub, Tierhaaren, Nahrungsmitteln, Chemikalien, Schimmelpilz, Arzneimitteln, Nickel und Latex. Allergene dringen fast immer über Atemwege, Haut oder Verdauungsorgane in den Körper ein. Es ist daher nicht erstaunlich, dass sich an diesen Organen auch die meisten Allergien bemerkbar machen.
Die Allergien der Atemwege
Blütenzeit = Leidenszeit
Heftige Niesanfälle, Fließschnupfen, Kribbeln in der Nase, Kratzen im Hals und Jucken der Augen sind die klassischen Symptome der Überempfindlichkeit gegen Pollen, für die es viele Namen gibt. Während der Mediziner von Pollinose (saisonal allergischer Reizung) oder Pollenrhinopathie sprechen, wird sie in der Umgangssprache als Heuschnupfen bezeichnet. Dabei hat die allergische Rhinitis nur am Rande etwas mit Heu zu tun und ein Schnupfen im eigentlichen Sinne ist sie auch nicht.
In Deutschland sind vor allem drei Gruppen von Pollen für die allergische Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis) verantwortlich:
- Pollen oder frühblühende Bäume: Haselnuss, Erle oder Birke (Februar bis Mai)
- Gräser- und Getreidepollen (Mai bis Juli bzw. Mitte August bis Mitte September)
- Pollen bestimmter Kräuter, vor allem Beifuß, seltener Wegerich, Holunder, Löwenzahn (August bis September)
Meist reagieren die betroffenen Patienten nur auf eine Pollenart allergisch. Die Überempfindlichkeit dehnt sich jedoch im Laufe der Zeit oft auf mehrere Blütenpollen oder andere Allergene wie Hausstaub aus, so dass die Beschwerden phasenweise immer länger werden und im schlimmsten Fall ein Ganzjahrschnupfen entsteht. Er entwickelt sich vor allem bei Allergien auf Hausstaub, Tierhaare, Schimmelpilze und Nahrungsmittel.
Allergene meiden
Während Patienten mit einer Pollinosis während der Blühsaison kaum eine Chance haben den Pollen-Kontakt zu vermeiden, können Allergiker, bei denen das ganze Jahr über eine Heuschnupfen-Symptomatik besteht, versuchen, ihren Allergien aus dem Wege zu gehen: Relativ einfach lässt sich die Aufnahme von allergieauslösenden Medikamenten oder Nahrungsmitteln zu vermeiden, vorausgesetzt man hat die Schuldigen identifiziert. Außerdem sollten Katze oder Hund nicht im Haus gehalten werden, wenn bei einem Familienmitglied eine entsprechende Tierhaarallergie diagnostiziert wurde. Patienten, die allergisch auf Schimmelpilze reagieren, können ihre Beschwerden reduzieren, indem sie feuchte Wände vermeiden und mit Zimmerpflanzen vorsichtig sind, da sich häufig Schimmelpilze in der Blumenerde befinden.
Einer Allergie auf Hausstaubmilben zu entkommen, ist allerdings ähnlich schwierig wie bei einer Pollen-Allergie. Diese 0,2 - 0,5 mm kleinen Tierchen, die zur Familie der Spinnen gehören, sind bei 14% aller Allergiker in Deutschland die Ursache der Erkrankung. Sie befinden sich in jedem Haushalt, auch wenn noch so gründlich geputzt wird. Bis heute hat man 10 der insgesamt 30 000 Arten der Allergieträger identifiziert. Da sie von Nahrungsresten, abgestorbenen Insekten und menschlichen Hautschuppen leben, halten sie sich am liebsten in Polstermöbeln, Teppichen, Matratzen und Bettwäsche auf. Typisch für eine Hausstaubmilbenallergie sind deshalb starke allergische Symptome, insbesondere Asthma, Schnupfen und Augenjucken, morgens nach dem Aufwachen oder während der Nacht. Die Allergie wird nicht von der Milbe selbst, sondern von Substanzen in ihrem Kot ausgelöst, der als Staubbestandteil eingeatmet wird. Auch wenn die Hausstauballergie zu den ganzjährigen Allergie-Erkrankungen zählt, treten in der Heizperiode meist stärkere Symptome auf, da mehr Staub aufgewirbelt wird. Zu warme, schlecht gelüftete Räume erhöhen das Allergierisiko ebenso wie Langhaarteppiche, schwere Samtvorhänge und Wandgehänge. Bis vor einigen Jahren wurde Hausstauballergikern empfohlen, glatte Bodenbeläge, die regelmäßig feucht gewischt werden können, zu verlegen. Heute rät man eher zu Teppichboden mit Kurzhaarflor, da die Staubpartikel besser gebunden werden und nicht frei in die Luft wirbeln können. Besonders empfehlenswert sind neben antiallergischer Bettwäsche, waschbare, milbendichte Matratzenüberzüge, die einmal wöchentlich gewaschen werden.
Bereits 20 - 40 Pollen reichen aus, um bei einem Allergiker einen Heuschnupfenschub auszulösen.
Das Angebot, das die Natur uns macht, liegt jedoch um ein vielfaches höher: eine einzige Roggenähre produziert mehr als 4 Millionen Pollen, ein Haselnuß-Strauch sogar 600 Millionen. Da die Pollen Hunderte von Kilometern fliegen können, atmet auch der Stadtbewohner in der Blühsaison täglich 4000 - 8000 Pollenkörper ein.
Asthma
Bei jüngeren Menschen wird Asthma bronchiale fast immer durch eine Allergie ausgelöst. Der intensive Kontakt zur Außenwelt, dem die Lunge ausgesetzt ist, macht sie zu einem idealen Angriffspunkt für Allergene. Obwohl die größeren Bestandteile, die mit der Luft eingeatmet werden, von der Nase herausgefiltert werden, gelingt es immer noch einer Vielzahl von kleinen Partikeln bis in die Verästelungen der Bronchien vorzudringen. Sie lösen eine Antigen-Antikörper-Reaktion an der Bronchialschleimhaut aus, bei der die Freisetzung von Histamin und anderen Substanzen zu einer massiven Schleimhautentzündung und einer Verengung der Bronchialmuskulatur führt. Die Ausatmung wird dadurch erschwert und geht mit dem charakteristischen Pfeifen und Giemen einher. Atemnot, Hustenanfälle und Erstickungsangst sind die Folgen. Meist sind es nicht die großen Blütenpollen, sondern kleine Staubpartikel, Pilzsporen und Tierhautschuppen, die einen Atemnotfall auslösen,(z. B: Bäcker-Asthma). Allerdings werden auch Blütenpollen zu einem gefährlichen Allergen, wenn sich im Laufe der Jahre ein "Etagenwechsel" einstellt. Schätzungsweise jeder dritte Patient mit einem allergischen Dauerschnupfen entwickelt im Laufe seines Lebens Asthma.
Neben der Inhalation von Allergenen zählen auch Nahrungsmittel wie Eier, Nüsse und Milchprodukte sowie das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (Aspirin) zu den spezifischen Trägern, die für die Entwicklung eines Bronchialasthmas verantwortlich sind. Darüber hinaus antwortete das überreaktive Bronchialsystem des Asthmatikers mit einer Verengung der Bronchien auch auf unspezifische Träger. Hierunter versteht man Umweltirritationen wie Rauch oder Formaldehyd, Atemwegsinfekte, feucht- kalte Wetterlagen und emotionale Erregung.
Meist treten zu Beginn der Erkrankung nur einzelne Asthmaanfälle auf, zwischen denen längere oder kürzere symptomfreie Intervalle liegen. Wenn die Patienten jedoch nicht rechtzeitig und nicht richtig behandelt werden, kann sich ein schweres, manchmal sogar lebensgefährliches Asthma entwickeln.
Allergische Hauterkrankungen
Unter dem Begriff Hautallergien werden drei weit verbreitete Hauterkrankungen zusammengefasst:
Neurodermitis, Urtikaria und Kontaktekzem.
Während das Kontaktekzem (Hautausschlag) durch direkten äußeren Kontakt der Haut mit einem Reizstoff hervorgerufen wird, lösen mit der Nahrung aufgenommene Allergene, sozusagen von innen, eine Urtikaria (Hautschwellung mit Rötung und Juckreiz) aus. Die Neurodermitis wird zu den Atopien gerechnet, d. h., sie passiert auf einer genetisch bedingten, überschießenden Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Fremdstoffe.
In den meisten Fällen beginnt die Hautallergie mit einer vermehrten Histaminfreisetzung. Sie führt zu einer Rötung, Schwellung, Bläschenbildung und vor allem zu starkem Juckreiz. Klingt die allergische Reaktion schnell ab, treten keine weiteren Veränderungen des Hautbildes auf. Länger anhaltende Reizungen führen jedoch zu einer examathösen Veränderung mit nässenden oder schuppenden Hautarealen. Außerdem verursacht der starke Juckreiz oft blutige Kratzspuren oder richtige Hautverletzungen, bei denen die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion groß ist.
Neurodermitis
Die Neurodermitis zählt, wie Asthma bronchiale und die allergische Rhinitis zu den atopischen Erkrankungen und wird deshalb auch atopisches oder endogenes Ekzem genannt. Sie stellt die wichtigste Allergie im Kindesalter dar. Schätzungsweise 10 - 15 % aller Säuglinge und Kleinkinder sind bereits betroffen, Untersuchungen zufolge steigt die Erkrankungsrate weiter.
Erste Anzeichen einer Neurodermitis zeigen sich häufig schon wenige Wochen nach der Geburt. Die Haut von Kopf, Wangen und Stirn ist gerötet, schuppig und trocken. Zum Teil bilden sich auch nässende Stellen, die später mit einem weißlichen Schorf abtrocknen. Der Volksmund spricht von Milchschorf. Im Alter von 3 - 4 Jahren entwickelt sich dann das Beugeekzem. Die Haut in den Kniekehlen oder in den Ellenbeugen ist trocken, gerötet, durch das ständige Kratzen verdickt und zeigt ein sehr viel gröberes Hautprofil. Die kleinen Patienten leiden vor allem nachts unter dem quälenden Juckreiz. Übermüdung und Leistungsabfall sind die Folgen.
Nach der Pubertät verschwindet die Erkrankung oft von allein. Trotzdem gibt es zunehmend mehr Erwachsene, bei denen eine Neurodermitis festgestellt wird. Meist macht sie sich durch Hautveränderungen im Hals- und Nackenbereich bemerkbar.
Typischerweise verläuft die Neurodermitis chronisch, wiederkehrend. D. h. es gibt immer wieder Zeiträume, in denen die Patienten, die nahezu beschwerdefrei sind und andere, in denen die Krankheit voll erblüht ist. Dazu gehört vor allem die Winterzeit. Die ohnehin trockene und fettarme Haut des Neurodermitikers wird durch die kalte Außenluft und die trockene Heizungsluft noch spröder als gewöhnlich. Eine gewissenhafte Basispflege, die der Haut ausreichend Fett und Feuchtigkeit zuführt, ist in dieser Zeit besonders wichtig. Außerdem ist die ständige Rückfettung der Haut eines der besten Mittel gegen den Juckreiz.
Die Ursache der Neurodermitis ist bis heute noch nicht geklärt. Eine Erbanlage spielt hier jedoch eine große Rolle. Aber warum nicht jeder erkrankt, der diese Veranlagung hat, weiß man nicht. Eine Reihe sogenannter Trigger-Faktoren, die einen Neurodermitis-Schub auslösen können sind bekannt. Dazu gehören Ernährungsprobleme (Abstillen, Beginn der Gläschennahrung), außerdem hormonelle Umstellung, eine geschwächte Abwehrlage, zahlreiche Allergene (Hausstaub, Pollen, Tierhaare) und psychische Faktoren wie Ärger oder Dauerstress.
Ähnlich wie beim Asthma vermutet man auch bei der Neurodermitis, dass die Psyche eine große Rolle spielt. Unterstützt wird diese These durch Studienergebnisse, die zeigen konnten, dass Nerven- Hormon- und Immunsystem miteinander kommunizieren. Da eine besonders enge Zusammenarbeit zwischen Mastzellen und Nervenzellen entdeckt wurden, sind die modernen Allergieforscher davon überzeugt, dass das Gehirn in allen Situationen, besonders aber bei der Allergie, mit einbezogen werden muss. Letztlich handelt es sich bei dieser Erkenntnis um nichts anderes als die Bestätigung der jahrtausend alten Weisheit des Hippokrates, der von einer Einheit von Körper, Geist und Seele ausging. So muss bei der Behandlung der Neurodermitis, ergänzend zur allergologischen auch psychotherapeutische, pädagogische und ernährungstherapeutische Maßnahmen hinzugezogen werden.
Hinweise für eine Atopieneigung:
- Trockene, rissige, schlecht gefettete Haut, vor allem an den Ohrläppchen
- Eingerissene Mundwinkel
- Dermographismus (wenn man den Rücken dieser Patienten mit den Fingern streichelt, werden rote Striche hinterlassen)
- Juckreiz beim Schwitzen
- Allgemeine Hautblässe
- Wollempfindlichkeit
- Doppelte Unterlidfalte
Urtikaria (Nesselsucht)
Als Urtikaria wird ein allergisch-entzündlicher Hautausschlag bezeichnet, der kurz nach der Aufnahme eines Reizstoffes - Medikamente, Insektenstiche oder Nahrungsmittel - auftritt. Innerhalb von Minuten entstehen rote Flecken oder Quaddeln, die stark jucken, das betroffene Gewebe schwillt an. Dies kann im Halsbereich zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Meist klingen die Hautveränderungen jedoch nach einigen Tagen ohne Komplikationen wieder ab.
Als äußerst dramatischer Notfall muss der Allergieschock angesehen werden, bei dem es als Reaktion auf ein Medikament, Nahrungsmittel oder Insektenstich zur Bewusstlosigkeit , Blutdruckabfall und Herzversagen kommen kann. Wie schnell in diesem Fall ärztliche Hilfe notwendig ist, zeigen Untersuchungen von Todesfällen, bei denen 50% der allergischen Patienten innerhalb der ersten dreißig Minuten nach dem Insektenstich und mehr als 70% innerhalb der ersten Stunden verstorben waren. Die wichtigsten Auslöser eines allergischen Schocks sind Bienen-, Wespenstiche, Medikamente (Penicillin, Acetylsalicylsäure = Aspirin, und Muskelentspannungsmittel) und Nahrungsmittel. Hier sind vor allem Meeresfrüchte, Sellerie, Milch, Früchte und Nüsse gefährlich. Da es bei einem allergischen Schock um Minuten geht, sollten gefährdete Patienten immer ein Notfallset zur Soforttherapie bei sich tragen.
Kontaktekzem
Während Urtikaria, allergische Rhinitis und Asthma bronchiale zu den IgE vermittelten Allergien vom Soforttyp gehören, stellt das Kontaktekzem eine Allergie vom Spättyp dar. Das heißt, es findet in diesem Fall eine zelluläre (T- Zelle ) vermittelte Reaktion statt, die sich erst Tage nach dem Allergiekontakt an der Haut bemerkbar macht.
Ausgelöst wird das Ekzem durch eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien, die direkte Berührung mit der Haut haben. Die meisten Kontaktekzeme sind auf nickelhaltigen Schmuck zurückzuführen. Man vermutet heute bei mindestens 20% der Bevölkerung eine Nickelallergie. Aber auch andere Metalle, Kosmetika, Kunststoffe, Farben, Gummi und Chemikalien rufen bei entsprechender Sensibilisierung ein stark juckendes Ekzem hervor. Es ist durch Rötung und Schwellung sowie Bläschen, Schuppen und Krustenbildung gekennzeichnet.
Wenn der Hautkontakt des Allergens unterbunden wird, heilen die irritierten Hautareale innerhalb einer Woche ohne Komplikationen ab. Bleibt jedoch die Reizung bestehen, kommt zu einem chronischen Ekzem. Die Haut wird glänzend und dick und zeigt ein vergröbertes Profil. Zu Beginn einer Kontaktallergie treten nur an den unmittelbar betroffenen Hautteilen entzündliche Veränderungen auf, z. B. unter der Armbanduhr, dem Jeansknopf oder dem Ring am Finger. Bei längerem Anhalten dieser allergischen Materialien, greift das Ekzem auch auf andere Hautflächen über.
Latexallergie
Gummihaltige Stoffe können eine Kontaktdermatitis (Hautentzündung) auslösen. Zu dieser Allergie vom Spättyp ist in den letzten Jahren eine Allergie vom Soforttyp auf latexhaltige Substanzen hinzugekommen, die rasch zunimmt und mehr Komplikationen aufweist als die Kontaktdermatitis.
Betroffen sind davon hauptsächlich Personen, die im medizinischen Bereich tätig sind. Bemerkbar macht sich eine Latexallergie als juckende Hauterkrankung, aber auch als Rhinitis oder Asthma, da Latexpartikel, gebunden an den meist gepuderten medizinischen Handschuhen, leicht eingeatmet werden können.
Gefahr droht den Latexallergikern auch von der Birkenfeige. Man hat herausgefunden, dass diese Pflanze Latexsaft verdunstet, der sich an Staubkörnchen bindet und auf diese Weise eingeatmet werden kann.
Nahrungsmittelallergien
Die richtige Diagnose ist bei der Nahrungsmittelallergie oft schwer festzustellen. Viele Magen-Darm-Erkrankungen werden entweder nicht als allergische Reaktion erkannt oder irrtümlich als Allergie bezeichnet, obwohl es sich um eine Unverträglichkeitsreaktion handelt. Noch schwerer ist es eine Nahrungsmittelallergie zu diagnostizieren, wenn die Symptome gar nicht im Magen-Darm-Trakt, sondern als Rhinitis, Asthma oder Urtikaria auftreten. Fast alle Lebensmittel können Allergien auslösen. Welche Nahrungsstoffe besonders häufig als Allergien auftreten, hängt vom Alter und von den Gewohnheiten der Patienten ab. So reagieren Kinder häufig auf Milch, Hühnereiweiß und Soja. Bei Erwachsenen, vor allem wenn sie an der Küste leben, finden sich oft Allergien auf Schalentiere und Fisch.
Man teilt die Magen-Darm-Allergien heute in Schweregrade ein:
Grad I: Der Magen-Darm-Bereich ist betroffen, die Symptome sind Durchfall, Blähungen und Übelkeit.
Grad II und III: Es kommt neben Magen-Darm-Symptomen auch zu Hautsymptomen wie Urtikaria und zu Asthmaerscheinungen.
Grad IV: Schwerste Reaktionen mit anaphylaktischem Schocksymptomen.
Besonders oft werden allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel bei Pollenallergikern beobachtet, da es zu einer Kreuzallergie kommen kann. Allergien auf Lebensmittelzusatzstoffe sind viel seltener, als allgemein angenommen. Nur wenn die Zusatzstoffe Eiweiße enthalten, beispielweise Johannisbrotmehl, kann eine echte Allergie entstehen. Die vielen Reaktionen, die auf Farb- oder Konservierungsstoffe beschrieben werden, sind zumeist Unverträglichkeiten, sogenannte Pseudoallergien.
Kreuzallergien
Mindestens 50% aller Birkenpollenallergiker reagieren auch auf Äpfel. Schuld daran sind Eiweißverbindungen im Apfel, die ähnliche IgE Bindungsstellen aufweisen wie bestimmte Moleküle in den Birkenpollen. Solche Gemeinsamkeiten in den Proteinen oder Allergenmuster treten besonders häufig bei eng verwandten Pflanzen oder Tierarten auf.
So reagieren Birkenpollenallergiker häufig auch auf Haselnuss- oder Erlenpollen, und Graspollenallergiker auf Roggenpollen. Zwischen den verschiedenen Arten der Hausstaubmilbe werden ebenfalls oft Kreuzreaktionen beobachtet. Am Beispiel des Birkenpollenallergiker, der beim Verzehr von Äpfeln geschwollenen Lippen bekommt, zeigt sich, dass es auch ohne Artverwandtschaft zu Kreuzallergien kommen kann. Es handelt sich hierbei immer um eine partielle (Teil-)Allergie, d. h. sie kann auftreten, muss aber nicht.
Das erklärt Beobachtungen, dass manche Heuschnupfenpatienten zwar Kirschen und Karotten, dafür aber keine Nüsse vertragen, während es bei anderen Birkenpollenallergikern genau umgekehrt ist. Auch ist es nicht jede Apfelsorte, die Allergien verursacht. Besonders oft finden sich Symptome nach dem Verzehr von Golden Delicious oder Gloster. Außerdem vertragen viele Patienten nur während der Pollenflugzeit keine Äpfel. Das restliche Jahr hindurch treten keine Beschwerden auf.
Die meisten Kreuzallergien sind bei Birkenpollenallergikern bekannt. Allerdings nehmen in jüngster Zeit auch bei Latexallergikern kreuzreaktive Unverträglichkeiten stark zu. So können Nahrungsmittel wie Banane oder Avocado, und Pflanzen wie Benjamins bei diesen Patienten zu allergischen Reaktionen führen. Um wirklich sicher zu sein, dass es sich bei dem Patienten um eine Kreuzallergie und nicht um eine unabhängige Sensibilisierung auf bestimmte Nahrungsmittel handelt, müssen Blutuntersuchungen vorgenommen werden, in denen die IgE- Antikörper bestimmt werden.
Kreuzreaktives Allergen
Birke, Erle, Haselnuss,Buche
Beifuss, Kamille
Pollen mit Pollen
Sonnenblumen, Margeriten
Flieder Esche, Ölbaum
Sellerie Karotte
Nahrungsmittel mit Nahrungsmittel
Wassermelone, Gurke
Mehle z.B.(Weizenmehl) Roggen-, Hafer-, Maismehl
Reis, Sesam, Mohnsamen
Birke überwiegend partiell: Frischobst wie
Kern- und Stein-Obst, Nüsse, Karotten,
rohe Tomaten, Sellerie, Kiwi
Pollenassoziierte kreuzreaktive Nahrungsmittelallergie
Gräser überwiegend partiell: rohe Kartoffel,
Soja, Erdnuss, Erbse Kiwi
Beifuss Gewürze, Sellerie, Karotten,
Lychee, Zwiebel, Kamillentee
Sonstiges
Latex Banane, Avocado, Papaya,
Esskastanie, Kiwi, Ficus,
Gelatine Volumenersatzmittel,
Plasmaexpander
Allergiediagnostik
Voraussetzung für eine erfolgreiche Allergiebehandlung ist die Identifizierung des Allergens. Trotz der zahlreichen Testverfahren, die heute zur Verfügung stehen, ist es manchmal nicht einfach, die schuldigen Substanzen zu finden. Nicht jedes Testverfahren ist für alle Allergieformen gleich aussagekräftig. Außerdem kann es zu falsch positiven oder falsch negativen Testergebnissen kommen, bei denen die Symptome des Patienten nicht mit den Befunden übereinstimmen. Fast jeder dritte Patient reagiert auf bestimmte Stoffe im Hauttest positiv, obwohl er im täglichen Leben darauf keine allergischen Symptome entwickelt. Auch die umgekehrte Situation ist nicht selten: der Patient berichtet dem Therapeut, dass er Äpfel nicht verträgt, der Hauttest zeigt jedoch keinerlei positive Reaktion. Diese Unstimmigkeiten können verschiedene Ursachen haben. Möglicherweise rufen viele Gemüse- und Obstsorten im gekochten Zustand keine Allergien hervor, weil das Allergen hitzelabil ist und beim Kochen zerfällt. Andererseits entstehen manchmal erst während des Verdauungsprozesses Eiweißkörper, die zum Allergen werden und dem Patienten Beschwerden bereiten.
Um aus diesen verwirrenden Testergebnissen den richten Schluss ziehen zu können, sind fundierte Erfahrung des Therapeuten und sorgfältige Eigenbeobachtung des Patienten notwendig. Der erste Schritt zur Diagnose ist deshalb das Patienten-Gespräch, bei dem der Therapeut dem Patienten neben allgemeinen Fragen zur Anamnese auch gezielte Fragen stellt. Hat sich dabei der Verdacht auf ein allergisches Geschehen bestätigt, ist eine Allergietestung empfehlenswert. Am besten beginnt man mit der Hauttestung, da sich hierdurch Inhalations-, Kontakt- und Nahrungsmittelallergene feststellen lassen.
Testverfahren
Alle Hauttests funktionieren nach dem gleichen Prinzip, lediglich die Art der Durchführung ist unterschiedlich: auf den Rücken oder die Innenseite der Arme wird eine geringe Menge der verdächtigen Substanz aufgetragen und die Reaktion der Haut nach einer bestimmten Zeit abgelesen.
Als Kontrollsubstanzen dienen eine 100 prozentige Histaminlösung, die in jedem Fall zu einer starken Reaktion führt, und eine Kochsalzlösung, die keine Hautveränderung hervorrufen sollte. Hauttest eignen sich vor allem zum allgemeinen Nachweis von Inhalationsallergenen. Allerdings kann es passieren, dass die Ergebnisse nicht mit der akuten Symptomatik des Patienten übereinstimmen, da auch Stoffe ansprechen, mit denen kein Kontakt mehr besteht (z. B. Schimmelpilze, die bereits aus der Wohnung entfernt wurden) oder deren Sensibilisierungsgrad sehr gering ist. Um sicher zu sein, dass es sich bei den nachgewiesenen Allergenen um die Auslöser der Beschwerden handelt, muss ein Provokationstest angeschlossen werden.
Die Aussagekraft der Hauttests bei Nahrungsmittelallergien ist beschränkt, da die Sensibilisierung oft nicht das Nahrungsmittel, sondern eines seiner Abbauprodukte betrifft. Das Ergebnis der Hauttestungen sollte deshalb immer durch einen Auslass-Test bzw. durch eine Suchdiät überprüft werden.
1. Pricktest:
Hierbei trägt der Therapeut jeweils einen Tropfen der zu prüfenden Allergenlösungen auf die vorher markierten Hautstellen auf und ritzt die Haut an dieser Stelle mit einer Lanzette leicht ein. Nach ca.. zwanzig Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden. Ein positiver Allergennachweis zeigt sich in Form von Rötung, Quaddelbildung und Juckreiz. Als Vergleichswert wird die Hautveränderung, die unter der Histaminlösung entstanden ist, herangezogen.
2. Skratschtest:
Es wird nach dem gleichen Prinzip wie der Pricktest durchgeführt: der Untersucher ritz zunächst einen Kratzer in die Haut und trägt dann das Allergen in flüssiger oder pulverisierter Form auf diese Stelle auf. Da es sich um eine Allergie handelt lässt sich das Ergebnis nach ungefähr zwanzig Minuten ablesen.
3. Intrakutantest:
Hier wird die Allergenlösung direkt in die Haut gespritzt. Da dieses Verfahren zehn bis hundert mal empfindlicher ist, als die beiden anderen Hauttests, bietet es natürlich sehr viel genauere Ergebnisse. Allerdings ist auch die Gefahr einer unerwünschten oder sehr starken Reaktion größer. Es sollte deshalb nicht bei hochgradiger Sensibilisierung oder sehr aggressiven Allergenen (z. B. Insektengift) angewendet werden. Bei solchen Risikopatienten eignet sich am ehesten der Reibetest, der nicht sehr spezifisch, aber ungefährlich ist. Das Allergen wird dabei zehn mal auf der Innenseite des Unterarmes kräftig verrieben. Bald nach wenigen Minuten kann das Ergebnis abgelesen werden.
4. Epikutantest:
Zum Nachweis eines Kontaktekzems eignet sich der Pflaster- oder Epikutantest. Dabei werden dem Patienten bis zu zwanzig Heftpflaster mit Allergen-Lösungen auf den Rücken geklebt. Das Ergebnis kann erst nach 48 bis 78 Stunden abgelesen werden., da es sich beim Kontaktekzem um eine Allergie vom Spättyp handelt. Eine positive Reaktion macht sich durch Rötung, Pickel und Ekzem bemerkbar. Je stärker die allergische Sensibilisierung, umso intensiver ist die Rötung.
5. Provokationstest:
Bei dieser Testform wird das von der Allergie betroffene Organ (Nase, Bronchien, Magen-Darm-Trakt, Bindehaut) direkt mit dem Allergen kontaktiert. Es wird dort eine körperliche Reaktion provoziert. Dabei werden die Allergene einzeln eingesetzt, so dass sich der Provokationstest zur exakten Bestimmung eines Allergens eignet. Vor Beginn der Untersuchung muss mit einer allergienfreien Lösung eine bestehende Schleimhautreizung ausgeschlossen werden. Der Nachteil des Provokationstest ist, dass pro Tag immer nur ein Allergen untersucht werden kann. Der durchführende Arzt sollte sich immer des Risikos einer überschießenden Reaktion bei dieser Testform bewusst sein.
6. Bluttest:
Wenn Hauttestungen bei einem Patienten nicht möglich sind, z. B. Aufgrund einer ausgedehnten Hautkrankheit, der Gefahr eines Schocks oder bei Kleinkindern, kann eine allergische Sensibilisierung auch im Blut nachgewiesen werden. Sie wird auch durch schnelle und einfache Methode durch Gesamt-IgE im Blut eines Patienten bestimmt.
Altersabhängige (Normalwerte) für Gesamt-Ige im Serum:
Altersgruppe | Mittelwert KU/I | Obere Grenze KU/I |
---|---|---|
1 - 6 Monate | 3 | 15 |
7 - 12 Monate | 5 | 25 |
1 - 3 Jahre | 9 | 66 |
4 - 6 Jahre | 21 | 118 |
7 - 10 Jahre | 41 | 330 |
11 - 14 Jahre | 30 | 240 |
Erwachsene | 20 | 368 |
Bei Erwachsenen sind Werte ab100 KU/I Atropie-verdächtig!
Naturheilverfahren - Diagnostische Maßnahmen
In der Naturheilkunde werden zum Nachweis allergischer Erkrankungen zunehmend häufiger Testverfahren eingesetzt, mit denen Veränderungen im elektromagnetischen Energiefeld des Menschen gemessen werden können.
Dazu gehören in erster Linie die Elektro-Akupunktur nach Dr. Voll, die biologische Funktionsdiagnostik (BFD) und Applied Kinesiologie.
Elektroakupunktur nach Dr. Voll (EAV)
Bei der EAV wird an bestimmten Akupunkturpunkten die Leitfähigkeit des Gewebes gemessen. Diese Leitfähigkeit soll Aufschluss über den Zustand des mit dem Akupunktur-Punkt verbundenen Gewebe geben. Der Patient hält dazu eine Elektrode in der Hand und der Therapeut prüft mit einer Griffelektrode systematisch alle wesentliche Punkte der Akupunkturmeridiane an Finger und Zehen. Liegt der gemessene Energiewert eines Punktes über oder unter dem Normalwert, wird eine Spannung in der entsprechenden Energiebahn angenommen. Um herauszufinden, welche Ursache dieser Störung zugrunde liegt, können verschiedene Substanzen (z. B. Nahrungsmittel, Medikamente, Chemikalien) in den Stromkreis eingeschaltet werden. Zeigt die erneute Messung eine Verschlechterung der Energiewerte, kann auf eine Unverträglichkeit geschlossen werden.
Applied Kinesiologie
Auch mit der Kinesiologie werden Belastungen des Organismus oder Veränderungen des Immunsystems über Störungen der energetischen Steuerung ausfindig gemacht. Grundlage dieser Methode ist die Annahme, dass das Energiesystem des Körpers und damit auch die Steuerung der Muskulatur durch äußere Einflüsse, wie z. B. Nahrungsmitteltunverträglichkeiten, beeinträchtigt wird.
Zur Untersuchung wird die zu testende Substanz auf den Bauchnabel gelegt und die Reaktion des Testmuskel gemessen. Handelt es sich um eine Substanz, für die eine Übehrempfindlichkeit besteht, zeigt der Muskel deutliche Schwächen.
Therapie
Die perfekte Therapie wäre eine völlige Ausschaltung des Allergens. Das ist leider in vielen Fällen nicht möglich. Vor einer Hausstaubmilbe kann man auf Dauer nicht weglaufen, und Blütenpollen lassen sich nicht vollständig aussperren. Trotzdem sollte sich jeder Allergiker bemühen, den Kontakt zu den allergieauslösenden Substanzen soweit wie möglich zu meiden. Die Stärke seiner Beschwerden werden nämlich von der Menge der aufgenommenen Allergene mitbestimmt.
Allergien sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, Sie müssen auch, wenn Sie nur ein paar Wochen im Jahr auftreten, konsequent und frühzeitig behandelt werden. Anderenfalls können die Krankheitserscheinungen stärker werden und die Zahl der Substanzen, die für eine Sensibilisierung besteht, zunehmen.
Schulmedizinische Therapiekonzepte
Aus schulmedizinischer Sicht gibt es zwei Möglichkeiten, in den allergischen Prozess therapeutisch einzugreifen. Entweder wird das Immunsystem unempfindlicher gegen die betroffenen Allergene gemacht oder die Histaminausschüttung und ihre Folgen werden bekämpft. Im Klartext heißt das: Hyposensibilisierung oder Medikamenteneinnahme.
Hyposensibilisierung
Ziel der Hyposensibilisierung ist es, das Immunsystem schrittweise an den allergieauslösenden Stoff zu gewöhnen und auf diese Weise die Überempfindlichkeit abzubauen. Dazu wird dem Patienten das reine Allergen einmal pro Woche, später einmal pro Monat, subkutan gespritzt. Begonnen wird mit sehr kleinen Konzentrationen, die im Laufe der dreijährigen Behandlungsdauer allmählich gesteigert werden.
Wenn das Immunsystem in dieser Zeit gelernt hat, angemessen auf die allergenen Stoffe zu reagieren, ist der Patient von seiner Allergie befreit. Studien zufolge gelingt das bei 80 Prozent der Pollen- und sogar zu 90 Prozent der Insektenstich-Allergiker. Je jünger die Patienten sind (sie sollten jedoch mindestens 6 Jahre sein) und je kürzer die Allergie-Dauer ist, umso größer sind die Erfolgschancen. Hausstaub- Schimmel- und Nahrungsmittelallergien lassen sich allerdings durch diese Behandlung kaum bessern.
Obwohl die Hyposensibilisierung bereits seit über siebzig Jahren praktiziert wird, weiß man noch immer nicht genau, welches Wirkprinzip hier zugrunde liegt. Denkbar wäre, die Bildung spezieller Antikörper, die das Allergen binden und so den Kontakt zu den sogenannten Mastzellen (diese Zellen setzten Histamin frei) verhindern. Oder eine Beeinflussung der weißen Blutkörperchen, die zur Unterdrückung IgE-bildender Zellen führt.
Antihistaminika
Antihistaminika verhindern die Freisetzung von Histamin aus der Mastzelle. Sie führen zu einer schnelleren Besserung der lästigen Symptome wie Schnupfen, Juckreiz oder Hautausschlag. Allerdings machen diese Präparate, vor allem die ältere Generation, müde und schränken die Reaktionsfähigkeit ein. Dies ist bei den neueren Antihistaminika nicht mehr der Fall.
Auf diesem Prinzip basiert auch die Wirkung der sogenannten Chromoglycinsäure (DNCG), sie stabilisieren die Wände der Mastzelle und verhindern dadurch, dass Histamin ausgeschüttet wird. Sie werden, ähnlich wie die Antihistaminika, als Tabletten oder Nasenspray angeboten.
Kortikosteroide
Hier werden dem Körper Kortisonpräparate zugeführt. Cortisone zeichnen sich durch eine starke entzündungshemmende, abschwellende Wirkung aus.Allerdings schränken die vielen schweren Nebenwirkungen, die von Knochenentkalkung über Wasseransammlung im Gewebe bis zu Magengeschwüren reichen, die Anwendung dieser Substanzen erheblich ein. Dies gilt auch für die lokale Anwendung in Form von Nasensprays und Salben, die zur Behandlung der allergischen Rhinits bzw. des Juckreizes im Handel sind.
Naturheilkundliche Behandlung
Während die schulmedizinischen Therapieprinzipien darauf ausgerichtet sind, die Folge der allergischen Reaktion zu behandeln, konzentriert sich die Naturheilkunde, die zugrunde liegende Regulationsstörung des Immunsystems zu beseitigen.
Zur Basistherapie der naturheilkundlichen Allergiebehandlung gehören die Blockierung wichtiger Stoffwechselfunktionen zu beheben, und die normale Schleimhautfunktionen wieder herzustellen. Diese zwei Methoden werden durch verschiedene Verfahren erreicht:
- Umstimmungsverfahren ( z. B. unspezifische Sensibilisierung, Eigenbluttherapie)
- Reinigung, Entgiftung, Entschlackung ( z. B. Heilfasten, Mayr-Diät, Schwitz- und Saunabad)
- Stabilisierung der Schleimhautzellen des Darmes, die sogenannte intestinale Barriere-Stabilisierung des Darmes ( IBS )
- Störfeldbeseitigung, (z. B. Neuraltherapie nach Huneke, Bioresonanztherapie)
- Diättische Maßnahmen, Ausschalten des auslösenden Allergens (Auslass-diät)
- Orthomolekularmedizin z. B. durch hochdosierte Vitamin-C-Therapie
- Akupunktur, eine sehr effektive Methode
- Ausleitende Verfahren
1-Umstimmungstherapie:
Umstimmungsverfahren sind immer sinnvoll, wenn das Immunsystem aktiviert und Regulationsblockaden normalisiert werden sollen. Besonders bewährt hat sich diese Therapieform bei Allergien, aber auch bei Abwehrschwäche, chronischen Infektionen und exemathösen Hauterkrankungen. Hier werden bestimmte Medikamente dem Patienten verabreicht.
Zur Umstimmungstherapie gehört auch die Eigenbluttherapie. Bereits im alten China kannte man die Zuführung des eigenen Blutes zu therapeutischen Zwecken. In Europa wurde diese Therapieform seit dem Mittelalter praktiziert und Anfang des 20. Jahrhunderts durch berühmte Ärzte verfeinert und wissenschaftlich dokumentiert. Die Wirkungsweise ist nicht geklärt. Es wird vermutet, dass der Körper auf das Hämatom (Blutansammlung) mit einer geringfügigen Entzündung und einer Aktivierung von Immunzellen reagiert. Hier wird das eigene Blut nach bestimmten Verfahren allein und später auch mit bestimmten Naturmedikamente dem Körper wieder eingespritzt.
2- Störfeldbeseitigung:
Als häufige Ursache für eine Allergieentwicklung gelten in der Naturheilkunde auch chronisch entzündliche oder energetisch gestörte Gewebsstrukturen des Organismus, z. B. Zahnherde, Narben, chronisch entzündete Nasennebenhöhlen. Danach senden diese sogenannten Störfelder ständige Dauerreize aus, die den Organismus belasten und zu Krankheit oder Regulationsblockaden führen können. Eine Beseitigung dieser Störungen gilt deshalb als wichtige Maßnahme zur Vorbeugung und Behandlung allergischer Erkrankungen.
3- Orthomolekularmedizin z. B. Vitamin C:
Vitamin C greift in das Immunsystem ein, indem es die Konzentration des IgE senkt, die eingeschränkte Aktivität der natürlichen Killer-Zellen steigert ( Killer-Zellen sind Zellen, die körperfremde Substanzen abtöten), Vitamin C hebt auch im Blut den Cortison-Spiegel und dadurch werden die Entzündungszeichen gehemmt.
Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Patienten mit niedrigem Vitamin-C-Spiegel erhöhte Histamin-Spiegel aufweisen. Durch Vitamin C werden auch die Bronchien erweitert und die Schwellung der Zellen zurückgebildet. Diese Eigenschaften spiegeln sich in einer Verbesserung der klinischen Symptomatik des allergischen Asthmatikers wider.
Die positive Wirkung einer Vitamin C-Hochdosistherapie auf das allergische Geschehen konnte in zahlreichen Fallbeispielen dokumentiert werden. So zeigte sich beispielsweise bei einer 43-jährigen Patientin, die seit 17 Jahren unter einer starken allergischen Reaktion auf diverse Pollen und Federn litt, nach drei intravenösen Infusionen mit je 7,5 mg Vitamin C eine deutliche Besserung der Erkrankung. Die Patientin berichtete über eine Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens und über einen Rückgang der allergischen Symptome wie Augenjucken, Schnupfen, Nasenschleimhautschwellung und Luftnot. Bereits nach der zweiten Infusion konnte die Begleitmedikation bestehend aus Pulmikort, Lisino und Aarane abgesetzt werden.
4- Reinigung-Entgiftung-Entschlackung
Durch diese verschiedenen Methoden werden Giftstoffe aus dem Körper herausgeschleust. Dies erreicht man durch Heilfasten, Diäten, Darmreinigung und andere Methoden.
5- Diätmaßnahmen
Viele Therapeuten geben ihren allergischen Patienten sehr exakte Diätempfehlungen. Dabei liegen einige mehr Wert auf den Ausschluss von tierischen Eiweiß, andere vermeiden vor allem Kohlenhydrate. Häufig wird auch die Nahrungsaufnahme nach einer modifizierten Trennkost empfohlen.
Bei Neurodermitikern gibt es einige Lebensmittel, die im Verdacht stehen, die Krankheit zu verschlechtern. Sie sollten von diesen Patienten möglichst gemieden werden. Dazu gehören: Milcheiweiß, Fischeiweiß, Schweinefleisch, Eier, Nüsse, bestimmte Obstsorten (Kiwis, Erdbeeren, Zitrusfrüchte) und bestimmte Gemüsesorten (Sellerie, Hülsenfrüchte).
Zusammenfassung
Um eine Besserung zu erreichen muss meines Erachtens die Gesamtheit des Körpers mit berücksichtigt werden. Es sollte individuell auf den einzelnen Patienten und seine Krankheitsgeschichte abgestimmt werden - verschiedene Therapieansätze miteinander kombinieren.
So ist es z. B. für einen Neurodermitiker wichtig, die Basistherapie (Hautpflege) einzuhalten, Provokationsfaktoren (Nahrung, Inhalationsallergene, Kleidung) auszuschalten, sowie Entspannungstechniken und Bewältigungsstrategien zu erlernen.
Liegen ausgeprägte psychische Störungen oder Traumata vor, kann sogar eine Psychotherapie angebracht sein. Aus der Psychiatrie weiß man heute, dass gerade der Juckreiz (ein Hilferuf der Seele) ist, dem unterdrückte Emotionen, Schuldgefühle oder auch autoaggressive Tendenzen Zugrundeliegen können.
In den letzten Jahren hat sich unter den Schulmedizinern die Einsicht, dass es sich bei einer allergischen Erkrankung um ein multifaktorelles Geschehen handelt, weltweit durchgesetzt.
Es gibt deshalb immer mehr Allergologen, die eine Zusammenarbeit mit Psychotherapeuten, Ernährungswissenschaftlern, Physiotherapeuten und Pädagogen fordern.
In der Naturheilkunde hat sich dieser Prozess längst vollzogen. Naturheilkundliche Therapeuten wenden bei ihren Patienten schon lange ein ganzheitliches biologisches Therapiekonzept an.